Neuseeland und Tennis - passt das?

Sowohl der nationale Tennisverband als auch das einzige Profiturnier Neuseelands machen es der 24-jährigen Marina Erakovic alles andere als einfach.

(jg). Marina Erakovic ist Neuseelands beste Tennisspielerin aller Zeiten. Und obwohl sie gerade die erfolgreichste Saison ihrer Karriere gespielt hat, erhält sie bisher weder finanzielle Unterstützung vom neuseeländischen Verband, noch darf sie die Trainingseinrichtungen für Sportler in ihrem Land nutzen. Das klingt zuerst einmal unglaublich, ist für die 24-Jährige aber bittere Realität. Erst kürzlich sei ihre Anfrage auf Hilfe sowohl von „Tennis New Zealand“ als auch von „High Performance Sport New Zealand“ wieder einmal abgelehnt worden.

 

Die aktuelle Weltranglisten-47. trainiert derzeit in Auckland und hatte auf eine Finanzspritze gehofft, um einen Fitnesstrainer bezahlen zu können – vergeblich. Von „Tennis New Zealand“ schickte man sie mit der Begründung, dass kein Geld da sei, weiter zu „High Performance Sport New Zealand“ (HPSNZ), doch auch hier erhielt Erakovic lediglich eine Absage. Die 12.000 Dollar, um Fitnesscoach Ryan Curtis aus den USA nach Neuseeland zu holen, musste sie letztendlich also selbst bezahlen.

 

 

Weltranglistenposition 47 scheint nicht gut genug

 

Nicht einmal die Nutzung der Fitnesseinrichtungen am Millenium Institute in Auckland wurde ihr von „HPSNZ“ erlaubt. Der Grund dafür sei, dass lediglich Sportler, die sich zu den besten 16 Sportlern der Welt in ihrer Sportart zählen können von „HPSNZ“ unterstützt werden. Und dabei wäre eine solche Unterstützung äußerst wichtig, da sie neben der Benutzung aller Fitnesseinrichtungen auch die Zusammenarbeit mit Sportwissenschaftlern ermöglichen würde. „Das war sehr schwer zu akzeptieren“, sagt Erakovic, „Ich möchte mein Land repräsentieren, weil ich sehr stolz darauf bin, wer ich bin und woher ich komme und deshalb hat es schon ein wenig weh getan, als mir gesagt wurde, dass ich für mich selbst sorgen muss. Es war schließlich mein bestes Jahr, in dem ich wirklich gutes Tennis gespielt habe.“ Auch ist es frustrierend für Erakovic – die überzeugt davon ist, noch Potenzial für Verbesserungen zu haben – dass, wenn man doch einmal zu Hause ist, man nicht einmal dort trainieren darf, wo alle Topathleten des Landes trainieren. „Es fühlt sich an, als wäre hier kein Platz für mich“, erzählt die Neuseeländerin. Unterstützung erhält sie komischerweise vom Präsidenten von „Tennis New Zealand“, Steve Johns: „Wir erinnern ständig daran, dass Tennis ein komplett anderer Sport ist. Tennis ist ein weltweiter Sport und die Nr.47 der Welt zu sein ist genauso bemerkenswert, wie einer der besten 16 Sportler in einer anderen Sportart zu sein.“

 

 

„Ich habe nie nach Geld gefragt“

 

Trotz der Enttäuschung über die fehlende Unterstützung verneint Erakovic die erst kürzlich veröffentlichten Behauptungen, dass sie ihr Heimturnier in Auckland boykottieren wolle, weil sie keine Antrittsgage erhalten soll. Laut diesen Meldungen habe sie bei den Turnierveranstaltern des ASB Classic Tournament, dem einzigen Profiturnier in Neuseeland, eine Gage angefragt. Auch Turnierdirektor Karl Budge hatte dies behauptet: „Wir haben ihr gesagt, dass wir keine Antrittsgage bezahlen können. Allerdings werden wir versuchen, ein Art Paket zusammenzustellen, dafür, dass sie bei ihrem Heimturnier antritt.“ Erakovic selbst streitet diese Behauptungen ab: „Ich habe nie nach Geld gefragt. Das stimmt einfach nicht. Der Grund, warum solche Gerüchte aufkommen, ist wahrscheinlich, dass ich mich in der Vergangenheit beschwert habe, da andere Spieler Geld bekommen würden, ich hingegen nicht.“ Sie selbst würde gerne zu Hause vor ihrer Familie, ihren Freunden und ihren Fans spielen, aber sie wolle nicht, dass man dies als eine Selbstverständlichkeit sehe. „Ich mache das echt gerne. Aber angenommen, du vergleicht es beispielsweise mit Kanada: Wenn du da ein Top-50-Spieler bist und bei einem Heimturnier startest, dann würdest du ziemlich sicher bezahlt werden“, sagt Erakovic.

 

Turnierdirektor Budge hingegen glaubt, dass die Agenten von Erakovic eine Antrittsgage wollten, weil sie zur gleichen Zeit auch das Turnier in Brisbane hätte spielen können. Dort hätte sie das Vierfache an Preisgeld gewinnen können. „Wenn ich ehrlich zu ihr sein soll: Geld ist nicht alles. Auch die zu vergebenden Punkte sind wichtig und wenn sie hier gut abschneidet, kann das womöglich bedeuten, dass sie für die Australian Open gesetzt ist“, so Budge. Das Handeln der Agenten könne er trotzdem verstehen: „Wäre ich ihr Agent, hätte ich vermutlich genauso gehandelt. Schließlich hat sie mit dem ersten Turniergewinn einer Neuseeländerin auf der WTA-Tour, sowie dem zweimaligen Einzug in die dritte Runde bei Grand-Slam-Turnieren eine starke Saison hingelegt.“

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0