"Beiersdorfer kann Ruhe nach Hamburg bringen"

Der Meinung ist Sky-Moderatorin Esther Sedlaczek. Mit "Spiel, Satz und Tor" sprach die 28-jährige Berlinerin außerdem auch über Marcus Sorg, Philipp Lahm, den Titelkampf in der Bundesliga und Neuling Paderborn. Dem Aufsteiger prophezeit sie eine schwierige, aber keine aussichtslose Saison. 

 

 

 

 

(ms/seko). Spiel, Satz und Tor: Frau Sedlaczek, vor vier Wochen hat die Nationalmannschaft endlich den vierten Stern nach Deutschland geholt. Haben Sie vor dem Turnier, besonders vor dem Hintergrund der teilweise angespannten Personalsituation, damit gerechnet oder daran gezweifelt? Gerade nach dem Ausfall von Marco Reus kurz vor Turnierstart war die Stimmung ja nicht gerade titel-optimistisch.

 

Esther Sedlaczek (28): Nein, ich habe damit nicht gerechnet und war der festen Überzeugung, dass Brasilien oder Argentinien den Pokal auf dem südamerikanischen Kontinent holen wird. Mit fortschreitender Turnierdauer habe ich dann schon eher mit uns gerechnet. Während oder direkt nach der Gruppenphase war ich zwar noch nicht restlos davon überzeugt, aber diese Überzeugung wurde von Spiel zu Spiel größer. Der Höhepunkt war natürlich das 7:1 gegen Brasilien.

Spannend fand ich vor allem, dass es in Deutschland diese Titel-Euphorie im Vorfeld eben nicht gegeben hatte. In diesem Punkt hat sich die Weltmeisterschaft ganz eklatant von den letzten Turnieren unterschieden. Zuletzt war von der Erwartungshaltung ja schon der Finaleinzug Pflicht. Diese Euphorie und übertriebenen Erwartungen gab es dieses Mal nicht – und dann holen wir das Ding.

Aber nein, ich habe mit dem Titel nicht gerechnet und finde auch, dass es eine größere Überraschung ist, als es dargestellt wurde. Der Titelgewinn war keinesfalls eine Selbstverständlichkeit.

 

SSUT: Ein Schlüsselspieler der Mannschaft war Manuel Neuer, der ein gigantisches Turnier gespielt hat und dementsprechend auch zurecht und unstrittig zum besten Torwart des Turniers gewählt. Lionel Messi wurde anschließend als bester Spieler des Turniers ausgezeichnet – diese Auszeichnung wurde in der Presse kontrovers diskutiert und teilweise auch scharf kritisiert. Wie haben Sie die Entscheidung gesehen? War es die richtige Wahl oder hätte ein anderer Spieler die Auszeichnung mehr verdient gehabt?

 

E.S.: Die Frage ist schwierig zu beantworten, weil ich finde, dass bei diesem Turnier viele Spieler herausgestochen sind und brilliert haben. Ich denke in erster Linie an James Rodriguez, der überragend gespielt hat. Ich denke aber auch an Thomas Müller und natürlich Neymar. Auch Lionel Messi hat ein großes Turnier gespielt. Aber die Auszeichnung hat tatsächlich einen Beigeschmack, wenn man die Turnierleistungen über die ganzen vier Wochen bewertet. Dann wirkt sie wie ein Trostpreis. Hätte sie ein anderer Spieler bekommen, wären die Diskussionen mit Sicherheit weniger laut geführt worden.

 

SSUT: Wenn Esther Sedlaczek die Auszeichnung hätte vergeben können – welcher Spieler hätte den Preis dann bekommen?

 

E.S.: (lacht). Ich hätte wohl James Rodriguez ausgezeichnet.

 

SSUT: Wir haben uns vor ein paar Tagen mit Urs Meier über die Schiedsrichter-Leistung und die Rolle der FIFA bei der Schiedsrichter-Nominierung unterhalten. Der hat den Weltverband scharf kritisiert und in Richtung des bahrainischen Unparteiischen gesagt, dass „ein VW Golf nicht in der Formel 1 fahren kann“. Wie haben Sie die Leistungen erlebt und wie kann man bei zukünftigen Weltmeisterschaften wieder an alte Schiedsrichter-Leistungen anknüpfen?

 

E.S.: Die Frage kann und will ich pauschal nicht beantworten, weil das einfach nicht in meiner Macht steht und ich mir deshalb darüber auch nicht so viele Gedanken gemacht habe, wie sie sich Urs Meier gemacht hat. Prinzipiell finde ich die Überlegungen der FIFA nicht falsch, dass jeder Schiedsrichter der Welt die Chance hat, an einer Weltmeisterschaft teilnehmen zu können. Aber sie müssen eine Ausbildung bekommen, die es ermöglicht, auf einem sportlich hohen Niveau pfeifen zu können. Das muss gewährleistet sein.

Natürlich muss die FIFA und müssen die Schiedsrichter mit den Leistungen während der Weltmeisterschaft kritisch umgehen. Es kann nicht im Sinne des Sports sein, was wir zum Teil an nicht geahndeten Fouls gesehen haben. Ob beim Foul an Neymar im Viertelfinale, den vielen Fouls an Bastian Schweinsteiger im Finale oder zahlreichen anderen Fouls in anderen Spielen – es gab keine oder nur wenig angemessene persönliche Strafen und wir Fans haben uns nur noch gefragt „Was soll der Mist?“. Es kann nicht sein, dass Spieler nicht geschützt werden und sich der Fußball zu einem „Hau-weg-Sport“ entwickelt. Die Linie der Unparteiischen war in diesen Belangen verantwortungslos, höchst fahrlässig und bedenklich.

Mehr möchte ich zu dem Thema nicht sagen, weil ich mich bei den Kriterien zu den Nominierungen von Schiedsrichtern einfach zu wenig auskenne.

 

SSUT: Das ist eine ehrliche Aussage, die wir so natürlich auch akzeptieren. Dann lassen wir die Schiedsrichter doch in Ruhe und wenden uns erfreulicheren Themen zu – Joachim Löw hat bekannt gegeben, dass er mindestens bis zur Europameisterschaft 2016 weitermachen will, auch Oliver Bierhoff steht ihm weiter zur Seite. Hansi Flick tauscht dagegen die Trainerbank gegen den Schreibtisch ein und wird DFB-Sportdirektor. Prinzipiell: Wie wichtig ist dieser Sportdirektor-Posten für den Verband und wen würden Sie in Zukunft gerne als Co-Bundestrainer sehen?

 

E.S.: Der Sportdirektor-Posten ist wichtig und wird dennoch oft unterschätzt. Das hängt damit zusammen, dass der Posten nicht so in der Öffentlichkeit steht, wie zum Beispiel der Nationalmannschafts-Manager oder das Trainerteam. Aber gerade was den Nachwuchs angeht, die Koordination der Jugendmannschaften und der viele Trainerteams ist der Posten von höchster Bedeutung. Man hat in der Amtszeit von Matthias Sammer gesehen, dass ein stabiler Sportdirektor für eine erfolgreiche Jugendnationalmannschafts-Ära unersetzbar ist. Das wirkt sich langfristig natürlich auch auf das A-Team aus. Nicht von ungefähr wurden mehrere Jugendeuropameister vor vier Wochen auch Weltmeister.

Ich bin sehr gespannt, wie sich Hansi Flick in seinem neuen Aufgabengebiet zurechtfindet und ebenso bin ich gespannt, wen Joachim Löw als neuen Co-Trainer präsentieren wird. Marcus Sorg hat nach dem U19-Europameistertitel jetzt wahrscheinlich die besten Karten. Aber vielleicht gibt es auch mal wieder eine Überraschung auf dieser Position. Wer hätte vor zehn Jahren gedacht, dass Jürgen Klinsmann sich Löw als Co-Trainer holt? Und wer hatte mit Flick gerechnet?

Ich persönlich hätte es gern gesehen, wenn Thomas Tuchel Assistent geworden wäre und sich so in die Rolle als möglicher Löw-Nachfolger reinarbeiten kann. Tuchel kann hervorragend mit jungen Spielern arbeiten und diese fördern. Das hat er in Mainz mehrfach unter Beweis gestellt.

 

SSUT: Sie haben Marcus Sorg angesprochen. Der hat mit seiner U19-Nationalmannschaft in Ungarn, gelinde gesagt, kein so schlechtes Turnier abgeliefert und eine tolle Visitenkarte hinterlassen. Konnten Sie denn ein paar Spiele verfolgen?

 

E.S.: Leider nicht. Ich war während den Spielen immer unterwegs und konnte „nur“ den Live-Ticker verfolgen. Was die Jungs geleistet haben, ist super und wird dem deutschen Fußball nochmals einen Schub geben, sofern das im Moment überhaupt noch möglich ist. Weltmeister und Junioren-Europameister – das war ein überragender Sommer, den man eigentlich kaum noch steigern kann.

 

SSUT: Um es mit den Worten von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach auf dem U19-Empfang in Frankfurt zu sagen: „Man könnte sich an einen solchen Sommer gewöhnen“.

 

E.S.: Auf jeden Fall. Es ist auch immer wieder faszinierend zu sehen, was Sport doch für ein Gemeinschaftsgefühl auslösen kann. Leider habe ich es nicht auf die Fanmeile nach Berlin geschafft, aber die Bilder im Fernsehen haben alles gesagt. Das war der helle Wahnsinn.

 

SSUT: Auch wir haben es leider nicht geschafft, nach Berlin zu fahren und haben aber natürlich auch die Übertragung verfolgt. Bei all den Emotionen haben sich sechs Weltmeister zu einer Performance hinreißen lassen, die für Aufsehen gesorgt hat. Wie haben Sie den „Gaucho-Dance“ und die Diskussionen darüber verfolgt?

 

E.S.: Ich sehe das differenziert. Zum einen bin ich der Meinung, dass einzelne Journalisten das ganze Thema unnötig aufgebauscht und hochgespielt haben. Ich weiß allerdings auch nicht, ob wir so erfreut gewesen wären, hätten die Argentinier als Weltmeister uns so verhöhnt. Dann hätte es wahrscheinlich auch gehießen „Muss das sein?“ oder „Was soll das?“.

Auf der anderen Seite, müssen wir bedenken, dass die Mannschaft in Brasilien ein wahnsinnig faires Turnier gespielt und Deutschland sensationell repräsentiert hat. Bei der Feier haben dann eben sechs Spieler mal „die Sau rausgelassen“ und sich einen wahnsinnig schlechten Scherz erlaubt. Als daraus dann fast eine Staats-Affäre gemacht wurde, habe ich mir aber nur gedacht, dass wir eine richtige „Mecker-Gesellschaft“ sind.

Ich finde, die Performance war völlig überflüssig und die Spieler hätten sich das absolut sparen können. Was aber daraus gemacht wurde, war genauso überflüssig und auch vollkommen übertrieben.

 

SSUT: Kommen wir noch einmal zum Sportlichen zurück. Neben dem Co-Trainer hat auch der Kapitän die Brücke der Nationalmannschaft verlassen. Wie sehr wurden Sie vom Rücktritt Philipp Lahm überrascht? Können Sie seine Entscheidung nachvollziehen und was bedeutet sein Rücktritt für die Nationalmannschaft?

 

E.S.: Ich kann ihn vollkommen verstehen, war aber auch überrascht von diesem Schritt. Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass er einen möglichen EM-Titel noch mitnehmen würde. Dem ist aber eben nicht so. Wir müssen den Schritt akzeptieren und ich kann ihn auch nachvollziehen.

Wir sollten die sportliche Belastung nicht vergessen, der Lahm seit Jahren ausgesetzt ist. Er spielt bei Bayern München, spielt jedes Jahr Bundesliga, Pokal und Champions League. Dazu kamen in den letzten zehn Jahren jeweils noch Länderspiele und alle zwei Jahre ein großes Turnier. Lahm ist Anfang 30 – da kann man sich als Spieler schon fragen, ob man sich dieser Doppel-Belastung mit Verein und Nationalmannschaft noch aussetzen muss. Nicht-Nationalspieler haben nach jeder Saison ihre sechs bis acht Wochen Sommerpause, während Nationalspieler in der Zeit entweder noch Qualifikationsspiele oder eben Turnierspiele haben. Lahm hat als Kapitän den WM-Titel geholt – mehr geht nicht. Er ist Deutscher Meister, Champions-League- und Pokal-Sieger, hat also im Prinzip alles gewonnen. Und deshalb kann ich nachvollziehen, wenn er sagt „Ich trete jetzt etwas kürzer“.

 

SSUT: Wen sehen Sie jetzt in der Verantwortung, die Nationalmannschaft als Kapitän anzuführen?

 

E.S.: Rein von der Spielerpersönlichkeit müsste es Bastian Schweinsteiger werden. Er ist erfahren, er ist ein Typ und hat die Ausstrahlung, die ein Leader braucht. Aber er ist auch häufig verletzt und verpasst öfter das eine oder andere Spiel. Insofern ist die Diskussion, ob er der richtige Kapitän wäre, notwendig. Er wird nicht jünger und die Verletzungen wahrscheinlich nicht weniger. Auf Grund dessen würde ich zu einem anderen Kapitän tendieren – Manuel Neuer oder Mats Hummels.

Letzterer ist für mich perspektivisch ein Spieler, der auf jeden Fall einmal die Binde in der Nationalmannschaft tragen wird. Hummels ist clever, hat eine Meinung, die er vertritt und damit auch mal aneckt, wenn es sein muss. Das ist ein Charakterzug, den ein Kapitän haben muss. Oliver Kahn, Michael Ballack und Lahm waren auch keine „Ja-Sager“ und haben mal Kante gezeigt.

Neuer ist ein herausragender Spieler und wahrscheinlich der beste Torwart der Welt. Vor ihm hat man Respekt und er wäre von der Persönlichkeit nicht falsch. Aber ich würde einen Feldspieler bervorzugen, da er mehr intervenieren kann als – positionsbedingt – ein Torwart.

Vor diesem Hintergrund würde ich am liebsten Hummels als neuen Kapitän sehen.

 

SSUT: Mit dem Statement schließen wir den WM-Block ab und kommen zur Bundesliga. Dort hat die Saison noch gar nicht wirklich begonnen und die Bayern haben schon wieder das erste „Titelchen“ gewonnen. Beim Telekom-Cup brillierte das Team – insbesondere das Duo Robert Lewandowski/Franck Ribéry. Droht uns wieder Langeweile oder hat sich Borussia Dortmund mit Matthias Ginter, Ciro Immobile oder Adrian Ramos so gut verstärkt, um das Meisterschaftsrennen wieder spannender zu gestalten oder die Bayern vielleicht sogar zu stürzen?

 

E.S.: Lewandowski ist ein unglaublicher Spieler, der sich in nur wenigen Wochen so dermaßen in die Bayern-Mannschaft integriert hat, dass man fast denken könnte, er hätte nie woanders gespielt. Und dennoch glaube ich nicht, dass uns eine ähnlich langweilige Saison um die Meisterschaft droht wie im letzten Jahr. Die Bayern dürften wohl wieder herausragend spielen – weshalb ich auch die Aussagen von Karl-Heinz Rummenigge nicht verstehe, der sich über den frühen Bundesliga-Start aufgeregt hat. Ganz ehrlich: Die B-Mannschaft, die beim Telekom-Cup gespielt hat, war schon meisterschaftsreif (lacht).

Aber auch die Borussia wird angreifen und hat sich mit dem angesprochenen Trio gut verstärkt. Henrikh Mkhitaryan dürfte nochmals einen enormen Leistungsschub erfahren und dem Mittelfeld noch einmal eine ganz andere Klasse geben als letztes Jahr. Wenn sich dann auch Pierre-Emerick Aubameyang noch ein bisschen steigert, werden wir ein ganz enges Rennen um die Meisterschaft bekommen.

Sehr gespannt bin auch auf den Hamburger SV, der sich ebenfalls gut verstärkt hat und in die erste komplette Saison mit Mirko Slomka geht. Ich bin davon überzeugt, dass es eine spannende Saison geben wird – nicht nur an der Tabellenspitze.

 

SSUT: Wenn die Saison so spannend wird, gibt es doch sicherlich auch die eine oder andere Überraschungsmannschaft. Abgesehen von den beiden „Übermannschaften“ aus München und Dortmund – wer hat das Potenzial, kommende Saison ganz vorne mitzumischen?

 

E.S.: Bayer Leverkusen hat mit Hakan Calhanoglu noch einmal viel Qualität dazugewonnen. Er sollte auch keine Probleme haben, sich schnell in das Team zu integrieren und an seine Leistung aus der Vorsaison anzuknüpfen. Außerdem habe ich natürlich auch Wolfsburg auf der Rechnung und bin davon überzeugt, dass das Team eine großartige Saison spielen wird. Wer jetzt die große Überraschungsmannschaft wird, kann ich nicht sagen. Wenn ich das könnte, wäre es ja auch keine Überraschungsmannschaft mehr…. (lacht).

 

SSUT: Da ist was Wahres dran. Als gebürtige Berlinerin können wir uns vorstellen, dass Sie auch ein Auge auf Hertha BSC werfen. Wie schlägt sich die Luhukay-Elf im schwierigen zweiten Jahr nach dem Aufstieg?

 

E.S.: Letzte Woche habe ich Marcel Ndjeng getroffen, der mir gesagt hat, dass er mit einem guten Gefühl in die Saison geht und die Neuzugänge die Mannschaft auch tatsächlich verstärken werden. Hertha hat eine gute Vorbereitung gespielt und sollte eine solide Saison spielen. Die Fans und vor allem die Verantwortlichen dürfen nicht zu viel erwarten, aber auch nicht unnötig tiefstapeln. Mit dem Abstieg dürfte Hertha nichts zu tun haben, zu mehr als einem gesicherten Mittelfeldplatz dürfte es aber wohl auch nicht reichen.

Prinzipiell erhoffe ich mir, dass die Mannschaft endlich mal wieder eine konstante Saison spielt. In den letzten beiden Bundesliga-Jahren – im Abstiegsjahr und im letzten Jahr – gab es jeweils sehr gute Hinrunden, die in der Rückrunde dann aber nicht bestätigt wurden. Es wäre schon ein Erfolg, endlich mal wieder zwei ausgeglichene Halbrunden zu spielen.

Einen großen Erfolg hat Trainer Jos Luhukay bereits dadurch erreicht, dass er Konstanz in den Entscheidungsgremien und den ganzen Verein gebracht hat. Luhukay steht für eine ruhige und solide Arbeit, findet tolle Ansprachen und passt ideal zu dem Verein. Das spricht sich rum. Es ist bezeichnend, dass Valentin Stocker zur Hertha kommt, obwohl er weitaus lukrativere Angebote von europäischen Spitzenvereinen hatte.

 

SSUT: Über den Hamburger SV haben wir schon kurz gesprochen. In der letzten Saison bildeten die Hanseaten mit Bremen und Stuttgart das Krisen-Trio der Liga. Wie schlagen sich die Mannschaften in diesem Jahr?

 

E.S.: In Hamburg sollte es ruhiger werden, was vor allem an Dietmar Beiersdorfer liegt, der für den Verein unheimlich wichtig sein wird und es jetzt schon ist. Er kann den Verein, ähnlich wie Jörg Schmadtke in Köln, mit seiner Ruhe und Erfahrung aus den gefährlichen Regionen führen und wieder im Mittelfeld etablieren.

Beim VfB Stuttgart bin ich nicht so optimistisch. Ich finde nicht, dass das Team so verstärkt wurde, um eine Aufbruchsstimmung erzeugen zu können. Der vermeintliche Top-Transfer Daniel Ginczek laboriert noch an den Folgen eines Kreuzbandrisses und muss erst einmal wieder fit werden. Adam Hlousek kann auch nicht den Qualitätsschub bringen, den man sich nach der letzten Saison erhofft hatte. Es war immerhin mal ein gutes Zeichen, dass Vedad Ibisevic seinen Vertrag verlängert hat. Für mich wäre es aber nicht überraschend, wenn der VfB wieder große Probleme bekommen sollte.

Werder Bremen könnte vom Potenzial eine solide Saison spielen und wieder irgendwo im Mittelfeld landen. Da bin ich vor allem gespannt, ob sich Davie Selke im Sturm durchsetzen kann und an seine U19-Europameister-Leistungen anknüpfen wird.

 

SSUT: Paderborn startet in wenigen Wochen als 53. Bundesliga-Neuling in die Saison. 2013 spielte Greuther Fürth als bislang letzter Bundesliga-Debütant eine chancenlose Saison, der FC Augsburg hat es dagegen geschafft, sich zu etablieren. Wie schaut Ihre Prognose für den SC Paderborn aus?

 

E.S.: Um es diplomatisch auszudrücken: Paderborn muss sich über den Mannschaftszusammenhalt definieren, nicht über die Qualität. Wenn wieder Teams schwächeln, könnte ich mir vorstellen, dass Paderborn eine ähnliche Rolle spielt wie Eintracht Braunschweig und bis zuletzt auf den Klassenerhalt hoffen kann. Ob es dann reicht, wird man sehen. Braunschweig hätte in der letzten Saison den Klassenerhalt viel mehr verdient gehabt als zum Beispiel der HSV. Aber Braunschweig hat nicht wegen seines tollen Fußballs bis zuletzt um Klassenverbleib kämpfen können, sondern weil eben auch andere Teams geschwächelt haben. Darauf muss auch Paderborn hoffen.

Eine weitere Parallele zu Braunschweig sehe ich auf der Trainerposition. Wie Torsten Lieberknecht für die Eintracht ist André Breitenreiter genau der richtige Mann für Paderborn. Er besitzt große Qualitäten und kann die Mannschaft perfekt auf die Gegner und Aufgaben einstellen. Breitenreiter kann motivieren und den Mannschaftszusammenhalt in einer Form beschwören, in der das Team vielleicht tatsächlich das eine oder andere sportliche Ausrufezeichen setzen kann. Ich glaube allerdings nicht, dass Breitenreiter noch lange Paderborn trainieren wird. Es werden ganz schnell größere Vereine auf ihn aufmerksam werden.

Ob das alles reicht, um am Ende über dem Strich zu landen, wird auch von der Konkurrenz abhängen.

 

SSUT: Damit wollen wir den sportlichen Teil abschließen. Als Facebook-Seite interessiert uns aber auch der Umgang unserer Interview-Partner mit sozialen Netzwerken. Sie sind auf Facebook sehr aktiv –nur „zum Vergnügen“ oder helfen Ihnen die sozialen Netzwerke auch beruflich? Frank Buschmann nutzt seine social-media-Aktivitäten ja beispielsweise auch, um an Werbeverträge zu kommen oder um Feedbacks zu erhalten...

 

E.S.: In der heutigen Zeit gehört Facebook einfach dazu. Sowohl privat als auch beruflich. Man muss ja fast schon fragen „Warum hast du keine Fanpage?“ und nicht „Warum hast du eine Fanpage?“ (lacht). Das ist einfach unserer Zeit geschuldet und macht ja auch Spaß.

Ein gewisser Austausch mit den Fans gehört mittlerweile auch bei Sportmoderatoren einfach dazu. Dabei hilft mir Facebook natürlich enorm. Es ist aber nicht meine Intension, über Facebook oder andere sozialen Meiden an irgendwelche Werbeverträge zu kommen. Es gibt Phasen, da poste ich mal einen Monat lang nichts, weil es nichts zu posten gibt. Genauso gibt es dann auch Phasen, da poste ich zwei bis drei Mal pro Woche etwas. Das variiert und gehört dazu.

 

SSUT: Frau Sedlaczek, wir bedanken uns für die Zeit, die Sie sich für uns genommen haben. Vielen Dank!

 

 

 

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