Katar 2022 ist der Treppenwitz des Jahrhunderts

Frank Buschmann gehört zu den beliebtesten und bekanntesten Sportkommentatoren Deutschlands. Mit seinen emotionalen und stimmungsgewaltigen Übertragungen prägt Buschmann vor allem die Basketball-TV-Landschaft wie kein Zweiter und Sprüche oder Ausrufe wie "Da wirst du doch bekloppt" oder "Ratatatata" wurden durch ihn bekannt oder erreichten Kultstatus. Doch auch als Fußballkommentator machte der Westfale auf sich aufmerksam und hat auch zum Tennis eine ganz klare Meinung.

 

 

Von Tobias Reith und Sebastian Koch

 

 

Spiel, Satz und Tor: Herr Buschmann, wenn man sagt, dass ein Mensch sportverrückt sei, dann trifft das wohl auf keinen anderen so zu, wie auf Sie. Gibt es eigentlich irgendeine Sportart, in der Sie sich nicht auskennen oder die Sie einfach nicht interessiert?

Frank Buschmann (48): Es gibt natürlich auch Sportarten, die mich nicht so interessieren und einfach an mir vorbeilaufen. Ich bin kein großer Reitsportfan, um ein Beispiel nennen zu dürfen, ohne, dass mir die Reitsportler jetzt gleich aufs Dach steigen.
Ich weiß nicht, wie viele Sportarten es gibt und man kann sich natürlich nicht für alle interessieren. Die landläufig großen Sportarten, aber auch einige kleinere packen mich einfach.
Da muss man dann aber auch differenzieren. Alle Leute sagen: „Buschi, du musst mal das kommentieren. Buschi, du musst mal jenes kommentieren.“ Ich würde mich im richtigen Sport nicht an alle Sportarten wagen, weil ich finde, ein Kommentator sollte sich in der jeweiligen Sache auskennen. Auch dann, wenn man exotische oder in Deutschland weniger populäre Sportarten nur für eine breite Masse kommentiert und nicht so extrem in die Tiefe gehen muss.
Ich gebe mal ein Beispiel: Ich würde mich als Kommentator niemals an ein Eishockeyspiel trauen. Obwohl ich den Sport großartig finde und ihn früher auch des Öfteren geschaut habe, könnte ich nicht erkennen, wer wo wie was falsch macht. Aus diesem Grund würde ich das nie kommentieren. Für „Schlag den Raab“ reicht es gerade noch, aber eine WM oder Olympische Spiele würde ich mir nicht zutrauen.

SSUT: Sie kommentieren in Deutschland auch den Super Bowl aus den USA. Wie haben Sie sich in eine solche „neue“ Sportart, die hierzulande bis auf dieses Spiel kaum Beachtung findet, reingearbeitet?

FB: Das ist eine Mär. Tut mir leid, aber da muss ich mal wieder mit einigen Dingen aufräumen. Ich glaube, dass ich in meinem Leben mehr Football gesehen und mich damit mehr beschäftigt habe, als viele der Technokraten und Bürokraten, die unsere erste Super-Bowl-Sendung gesehen und kritisiert haben. Ich habe in den 90er-Jahren zwei bis drei Monate jährlich in den USA verbracht. Dort habe ich natürlich in erster Linie beruflich NBA-Spiele kommentiert und übertragen, aber Football habe ich „gefressen“ bis zum Geht-nicht-mehr.
Ich habe den Super Bowl auch bewusst so kommentiert, dass ich nur die Grundregeln erklärt und damit dann das Spiel begleitet habe. In die Tiefe habe ich meinen Co-Kommentator gehen lassen, weil ich einfach glaube – nein: ich weiß es –, dass von den eine Million Zuschauer, die Football zum ersten Mal gesehen haben, es 980.000 nicht wirklich begreifen. Aber, um das nochmal ganz klar zu sagen: Ich musste mich nicht ins Regelwerk oder in die taktischen Finessen einlesen. Das war völlig überflüssig. Und, dass ein Kommentator nicht immer alles richtig sieht und macht, liegt in der Natur der Sache. Da will ich auch gar keinen Hehl daraus machen.
Natürlich weiß man, dass man als Kommentator beim Super Bowl mehr Zuschauer hat, als normalerweise mit der Sportart. Natürlich habe ich nochmal grob nachgeschlagen, um da nicht ins Nasse zu laufen. Ich habe mir aber auch nicht zurechtgelegt, was ich jetzt wann wie in der Übertragung erkläre. Das mache ich nie, sondern das kommt spontan. Wenn man da zu sehr in die Tiefe geht, würde der Zuschauer auch irgendwann abschalten. Im doppelten Sinne: Einmal im Kopf und wahrscheinlich auch mit der Fernbedienung.

SSUT: Unsere Seite hat sich ja weitestgehend auf die Sportarten Fußball und Tennis fokussiert, wozu wir jetzt auch kommen würden.
Ganz aktuell rücken immer wieder FIFA-Präsident Sepp Blatter und UEFA-Boss Michel Platini in den Medienfokus. Was ist Ihre Meinung zur WM 2022 in Katar?

FB: Das ist für mich einer der Treppenwitze des Jahres. Nein, des Jahrzehnts. Im Prinzip sogar des Jahrhunderts (lacht). Wie auch immer. Ich finde es sehr spannend und interessant, das den entscheidenden Leuten dann immerhin irgendwann mal aufgefallen ist, dass es einfach zu heiß ist.
Jetzt kommen auch Dinge ans Licht, die zeigen, dass Katar ein Staat ist, der gegenüber den Bauarbeitern und Helfern sicherlich nicht der demokratischste und sozialste ist. Für mich gibt es deshalb nur die Lösung, dass wir alle sagen: „Das machen wir nicht mit.“
Auf der anderen Seite wissen wir natürlich auch ganz genau, dass der Kommerz im Fußball mittlerweile so groß ist und, dass auch die Politik ein Wörtchen mitzureden hat. Deshalb wird die Weltmeisterschaft natürlich stattfinden. Es geht um so viel Geld und von daher wird da nichts dran zu rütteln sein. Ich finde aber, es ist wirklich ein Treppenwitz.
Aber wo würden wir dann auch die Grenzen setzen. Das ist die schwierige Sache. Wir könnten genauso auch mal die WM 2018 in Russland hinterfragen, ob das der ideale Austragungsort ist. Da drehen wir uns aber letztlich dann im Kreis.

SSUT: Eine andere Sache, die im Moment für viel Wirbel sorgt, ist der Plan von Platini, zukünftig nicht-europäische Teams zu Europameisterschaften einzuladen. Was halten Sie davon?

FB: Da will ich eigentlich gar nichts zu sagen, weil es da bei mir dann tatsächlich irgendwann vom Verständnis her aufhört (lacht). Was soll das denn dann sein? Warum ist das dann noch eine Europameisterschaft? Das verstehe ich überhaupt nicht. Ich bin auch ehrlich und gebe zu, dass ich mich mit dem Plan nicht wirklich intensiv beschäftigt habe, weil ich den Grundgedanken, der dahintersteckt, sowieso nicht nachvollziehen könnte. Eine Europameisterschaft mit südamerikanischen Mannschaften ist keine Europameisterschaft. Mehr muss ich nicht dazu sagen.

SSUT: Auch vor dem Start in die Fußball-Bundesliga gab es an einigen Stellen mächtig Zoff. Besonders die Einkaufspolitik der Bayern wurde aus Dortmund und vom Rest der Liga scharf angegriffen. Wie haben Sie die Diskussionen um Mario Götze und Robert Lewandowski verfolgt – auch vor dem Hintergrund, dass es im Basketball eine ähnliche Diskussion auch um die Bayern gegeben hat?

FB: Da muss man unterscheiden. Erstens glaube ich, dass die Bayern im Fußball als Triple-Sieger nicht mehr darauf achten müssen, mit Transfers andere Mannschaften zu schwächen. Und das gilt auch für Borussia Dortmund. Die Bayern machen das nicht in erster Linie, um Dortmund zu schaden.
Zweitens, damit werde ich wieder für einen Sturm der Entrüstung sorgen: Wenn ein Mario Götze verfügbar ist, muss man ihn holen. Und Dortmund hat Götze ja nicht mit körperlicher Gewalt dazu gezwungen, diese Ausstiegsklausel in den Vertrag zu setzen. Die Klausel wurde akzeptiert und deshalb dürfen sie sich nicht beschweren.
Das Lewandowski-Theater würde ich weniger Lewandowski auf die Karte schreiben, sondern vielmehr seinen Beratern. Dass die Bayern an dem Spieler Interesse haben, ist doch völlig legitim. Es sieht natürlich ein bisschen doof aus (lacht), wenn es ausgerechnet zwei Leistungsträger von Borussia Dortmund sind (lacht). Aber ich glaube nicht, dass die Schwächung Dortmunds der primäre Gedanke war.

SSUT: Es ist ja auch so, dass in anderen Vereinen auch viele Leistungsträger wechseln …

FB: …ich wollte es gerade sagen. Wenn man jetzt zum Beispiel Eintracht Frankfurt anschaut, die mehrere Spieler vom SC Freiburg gekauft haben. Die Frankfurter werden deswegen auch nicht gesteinigt.
Es ist einfach eine schwierige Situation und es kommt noch dazu, dass die Bayern eben extrem polarisieren und daher wird es immer ganz besonders und speziell gesehen werden. Der Vergleich zum Basketball ist schwierig, aber im Übrigen waren auch das alles Spieler, die frei verfügbar waren. Und ob man es glauben mag oder nicht: Für die Spieler ist dieses Projekt „FC Bayern München“ im Basketball so extrem spannend, dass die wirklich gerne nach München gekommen sind. Die werden im Vergleich zu den anderen großen Klubs in Bamberg, Oldenburg und Berlin auch nicht mit Geldkoffern erschlagen. Das weiß ich aus sicheren Quellen. Natürlich verdient man auch in München für Basketballverhältnisse sehr gut, aber die Spieler wollen hauptsächlich einfach auch Teil dieses Projekts Bayern München sein. Klingt komisch, ist aber so. Außerdem scheint Uli Hoeneß da wirklich Bock drauf zu haben und deshalb hat die Mannschaft von Bayern auch im Basketball eine Zukunft.

SSUT: Wenn man Sie als Gesprächspartner hat, muss man einfach zwangsläufig auch über Basketball sprechen. Sie sind dafür bekannt, dass Sie immer wieder bemängeln, dass der Basketball im Vergleich zum Fußball sehr wenig Sendezeit in den Öffentlichen bekommt. Was macht den Fußball so viel interessanter, dass er den Fernsehmarkt in ARD und ZDF beherrscht und Basketball oder auch Tennis dementsprechend zu kurz kommen?

FB: Ich weiß, dass ich das immer wieder gerne gefragt werde, weil ich ab und zu mal einen Spruch zur Programmgestaltung der Fernsehsender raushaue. Eigentlich will ich dazu nicht mehr viel sagen. Aber es ist doch klar und betrifft im Übrigen auch nicht nur die Öffentlich-Rechtlichen: Am Ende des Tages geht es nur um die Quote und ums Geld. Und da sind wir wieder bei meinem Lieblingsthema. Auch der Zuschauer muss sich mal selbst hinterfragen. Denn alles andere, was neben dem Fußball gezeigt wird, interessiert ja auch offensichtlich kein Schwein.
Aber die Frage war ja, was den Fußball deutlich interessanter macht. Das ist zum einen die Tradition. Es ist ein relativ einfaches Regelwerk, das jeder versteht und die Leute in Deutschland sind mit dem Fußball groß geworden. Hinzu kommt, dass Deutschland seit eh und je mit der Nationalmannschaft und auf Vereinsebene auch international erfolgreich ist. Außerdem boomt die Bundesliga, die Stadien sind voll und das alles hat einfach eine Magie. Das wird sich nie ändern und da habe ich ja auch gar nichts dagegen.
Aber, dass Fernsehsender zum Teil Spiele bis zur vierten Liga übertragen… Ich habe neulich beim Zappen für 30 Sekunden in ein Spiel reingeschaltet: Uerdingen gegen Viktoria Köln. Leeres Stadion, das Niveau war … naja. Dass solch ein Spiel dann auch übertragen werden muss, finde ich zweifelhaft. Aber am Ende wird das Spiel wahrscheinlich mehr geguckt, als ein Topspiel der Basketball-Bundesliga. Das ist der Punkt und da muss man dann entweder die Quotenerfassung oder den deutschen Sportzuschauer hinterfragen.
Am Ende geht es eben, besonders für die Privaten, ums Geld und die Wirtschaftlichkeit. So lange die Leute das dann einschalten, fehlen Argumente, die anderen Sportarten weiterhelfen. Bei den Öffentlich-Rechtlichen können wir zwar diskutieren, ob die nicht noch mehr die Vielfältigkeit des Sports fördern sollen. Auf der anderen Seite muss man ja auch mal die Kirche im Dorf lassen. Es gibt nämlich von den 81 Millionen Deutschen auch solche, die nicht sportinteressiert sind. Und davon gibt es viele, die ein Bäuerchen machen würden, wenn ARD und ZDF jetzt auch noch Basketball, Handball und sonst was übertragen würden.

 

Spiel, Satz und Tor: Ein gutes Beispiel für das Zurückstecken gegenüber König Fußball ist auch das Tennis. Sabine Lisicki stand dieses Jahr im Wimbledon-Finale, aber es wurde im deutschen Fernsehen eben nicht live übertragen.
Sie haben den Weg Lisickis auf Ihrer Facebook-Seite damals sehr intensiv begleitet, posten auch sonst immer wieder Glückwünsche an deutsche Tennisspieler. Wie sehen Sie die Entwicklung des deutschen Tennis` über die Jahre hinweg?

Frank Buschmann (48): Ich bin ja schon lange Tennisfan und mit dem Duo Boris Becker/Michael Stich zu dem Sport gekommen. Da habe ich mir, im Garten sitzend, bei jedem Ass von Becker in Wimbledon einen Genever reingezogen (lacht).
Wer mit Becker/Stich, vor allem mit Becker, groß geworden ist, ist natürlich erfolgsverwöhnt gewesen. Man kann heute von Herrn Becker halten, was man möchte. Aber er war seine ganze Karriere lang von einem unbändigen Siegeswillen besessen und deshalb konnte man mit ihm jubeln und man konnte genauso gut auch mit ihm leiden.
Mit der heutigen Generation kann ich nur noch leiden, weil ich immer gesagt habe: „Das gibt es doch gar nicht. Was für…“ – Entschuldigung – „…Weicheier sind das heute?“ Es kam bis heute keine Generation mehr, mit der ich mich wirklich als Tennisfan identifizieren konnte. Tommy Haas ist für mich so ein klassisches Beispiel: Der ist erst jetzt im Alter zu so einem Typ geworden, bei dem ich sage: „Geil. Das macht Spaß, ihm zuzusehen.“ Früher, da bin ich ganz offen und ehrlich, war das für mich ein Schnösel, der viel zu schnell, viel zu viel Geld für viel zu wenig Leistung verdient hat. Obwohl er schon früh ein guter Spieler war, ich will ihm da ja gar nichts absprechen. Aber das war für mich einer, bei dem ich gedacht habe: „Stopft die jungen Kerle nicht mit so viel Geld zu.“ Wenn der früher schon die Birne von heute gehabt hätte, hätte er wahrscheinlich auch das ein oder andere Grand-Slam-Turnier gewonnen.

SSUT: Das ein oder andere Grand-Slam-Turnier hat dafür Federer Rogergewonnen. Der befindet sich im Herbst seiner Karriere in einer tiefen Krise und könnte sogar die WM der acht besten Spieler am Saisonende verpassen….

FB: … „Krise“ ist immer so ein Begriff. Ich meine, wie lange hat er das Tennis dominiert? Wie viele Grand-Slam-Turniere hat er gewonnen? Wie oft in Folge stand er in einem Grand-Slam-Halbfinale? Es ist immer schwierig, Spieler verschiedener Generationen miteinander zu vergleichen, aber er ist natürlich einer der größten Spieler aller Zeiten. Er wird aber auch nicht jünger und der Tennissport hat sich extrem verändert. Die Power und die Athletik, die beispielsweise Rafa Nadal in sein Spiel steckt, holt er von einem anderen Planeten. Das gleiche gilt für die Spielweise eines Andy Murrays. Das ist einfach ein ganz anderes Tennis, als das vor fünf, sechs, sieben Jahren. Und diese Entwicklung hat nun eben auch Roger eingeholt. Trotzdem finde ich, dass er technisch am schönsten spielt und es deshalb nach wie vor auch schön ist, ihm beim Spielen zuzuschauen. Ich weiß nicht, ob er nochmal ein Grand-Slam-Turnier gewinnen kann. Ich würde es ihm aber wünschen. Am ehesten glaube ich, dass es für ihn in Wimbledon nochmal reichen kann. Der Mann hat aber schon 17 Grand-Slam-Titel geholt und irgendwann wird man eben mal abgelöst. Dann gibt es eben andere, die besser sind. Und das sind im Moment eben ein Nadal, ein Novak Djokovic und ein Murray. Ich glaube ja, dem Federer ist es völlig wurscht, ob er auf dem zweiten, sechsten oder neunten Platz steht. Ich kann mir vorstellen, dass er es allen nochmal zeigen möchte und nochmal ein Titel holen will.
Ob und wann er zurücktritt, entscheiden nicht irgendwelche Experten, sondern er alleine. Er hat noch Bock auf Tennis. Ob er das aus Jux und Dollerei macht oder, weil er es seinen Kritikern nochmal zeigen will, ist doch egal. Es ist ja auch nicht so, dass wir uns für ihn schämen müssen, wenn er auf dem Platz steht. Das ist doch alles Quatsch und geht mir teilweise auch echt zu weit. Der soll abtreten, wenn er meint, es ist so weit und nicht, weil irgendwelche Kritiker meinen, dass er seinen Ruf nicht beschädigen wird.

SSUT: Wie steht es eigentlich um Ihre Qualitäten auf dem Center-Court? In Ihrem Interview auf BuschiTV mit Friedhelm Funkel war herauszuhören, dass er Sie auf dem Tennisplatz zur Weißglut gebracht hat…

FB: (lacht). Zu meiner Zeit auf der Sporthochschule Köln, als ich noch regelmäßig Tennis gespielt habe, war ich ein ganz passabler Hobbyspieler. Dann habe ich aber ewig und drei Tage nicht mehr gespielt und der Abschnitt im Interview mit Funkel bezog sich auf ein Doppel, das wir mit Freunden im Urlaub gespielt haben. Da hat er mich zur Weißglut gebracht. Er ist, wie ich, nicht der filigranste Techniker, aber für sein Alter wahnsinnig fit ist und flott zu Fuß unterwegs. Er hat mich in den Wahnsinn getrieben und ich glaube, ich habe meinen Doppelpartner in den Wahnsinn getrieben (lacht). Wenn ich regelmäßig spiele, kann man sich mein Tennis, denke ich, ganz gut angucken. Wenn ich aber lange aussetze, was damals der Fall war, hakt es eben. Ich muss ja auch nicht in jeder Sportart Weltmeister sein (lacht).

SSUT: Aber Basketball spielen Sie ja regelmäßig gegen …

FB: (lacht extrem). … ja, aber das ist natürlich auch zurückgegangen, weil ich schlicht und ergreifend die Zeit nicht mehr habe. Außerdem gehe ich jetzt auf die 50 zu und mit den jungen Leuten da rumhupfen und machen und tun – danach tut einem ja alles weh (lacht). Von daher ist auch das leider weniger geworden. Aber Basketball ist für mich wie Fahrradfahren, das verlerne ich nicht mehr. Das habe ich professionell betrieben und wenn man mich da an die Linie mit einem Ball stellt, versenke ich immer noch die meisten.

SSUT: Sie haben vor wenigen Wochen Kevin-Prince Boateng - official site, damals noch beim AC Mailand, interviewt. Wirklich ein sehr schönes Gespräch, das auch auf den vermeintlichen „Bad Boy“ Boateng ein anderes Licht wirft. Das Gespräch endete schließlich mit einer offenen Kampfansage Boatengs, der behauptete, Sie in vier Disziplinen schlagen zu können und das live im TV. Wann dürfen wir uns auf „Schlag den Prince“ (Buschmann lacht), wie Boateng das Showformat taufte, freuen? Er spielt ja jetzt schließlich wieder in Deutschland, da liegt das doch Nahe.

FB: (lacht). Ich werde im Frühjahr, sofern es vom Verein erlaubt wird, oder spätestens nach der Saison auf die Einladung von Kevin zurückkommen und dann wird es diesen Vierkampf geben. Der besteht aus Tennis, Tischtennis, Tischkicker und Basketball.
Das wird natürlich vor allem für meinen eigenen YouTube-Kanal „BuschiTV“ gemacht, weil ich glaube, dass sich das Interesse von Fernsehsendern an einer solchen Geschichte in Grenzen halten wird. Wir werden das aber auf jeden Fall machen. Er hat das so rausposaunt, jetzt muss er sich auch stellen. Ich glaube ja nach wie vor, dass ich im Basketball und Tischtennis sehr gute Chancen haben werde.

SSUT: Aber er sagte auch, er habe einen Tischkicker daheim stehen und würde damit trainieren…

FB: … Ich bin kein begnadeter Kickerspieler. Ob aber Kevin einer ist, wird sich auch erst zeigen. Wenn er gut Tennis spielt, habe ich in der Disziplin auf keinen Fall eine Chance. Das weiß ich.

SSUT: Wie haben Sie vorhin gesagt: der unbändige Siegeswille wird wohl den Ausschlag geben.

FB: (lacht). Den habe ich noch.

SSUT: Wer sich mit Frank Buschmann beschäftigt, der kommt am Thema „Social Media“ nicht vorbei. Sie betreiben sehr aktiv eine eigene Fanseite auf Facebook und haben mittlerweile mehr als 135.000 Likes. Woher kommt die Leidenschaft und wie wichtig sind soziale Netzwerke für Sie?

FB: Die Leidenschaft hat sich erst im Laufe der Zeit entwickelt. Die Seite wurde im März 2012 von zwei Basketballfans ins Leben gerufen. Ein oder zwei Monate später haben sie mich dann auch mal auf meine Seite aufmerksam gemacht. Sie hätten für mich eine Fanseite eingerichtet und ich solle da doch mal draufschauen. Meine erste Reaktion war: „Ist ja schön, dass ihr mir das erzählt, nachdem ihr das gemacht habt.“ (lacht).
Ich habe mir das dann eben mal angeschaut und während den Olympischen Spielen angefangen, auch Beiträge über Sachen, die mich bei der Berichterstattung gestört haben, und über Leistungen deutscher Sportler zu posten. Dann habe ich die Resonanz gesehen und bemerkt, dass die Likezahl in kurzer Zeit unmenschlich schnell gestiegen ist, weshalb ich mir die alleinigen Administratorenrechte an der Seite geholt habe. Ab dem Zeitpunkt war es für mich mehr als nur Klamauk. Ich habe angefangen, mich mit dieser Seite des Sportjournalismus näher und intensiver zu beschäftigen und habe dadurch sicherlich auch Leuten Einblicke gewährt, die sie sonst in der Form nicht bekommen hätten.
Dass ich mittlerweile 136.000 Fans habe, hat mich auch überrascht. Viele fragen mich immer, wie man das macht. Ich weiß es nicht und habe auch keinen Plan entworfen, wie ich jetzt möglichst viele Fans bekomme oder habe welche gekauft. Es hat sich einfach ergeben. Jetzt ist es fast schon so, dass ich einige Leute nerve, weil ich sie an so vielen Sachen teilhaben lasse.
Leidenschaft ist vielleicht übertrieben, aber mir macht das einfach Spaß. Außerdem ist es für mich eine Möglichkeit, von Fans und Zuschauern Feedbacks zu bekommen. Diese Möglichkeiten hat man sonst wenig bis gar keine. Sonst haben wir Kommentatoren immer nur den Parameter der Quoten und danach will ich mich allein nicht mehr richten oder messen lassen.

SSUT: Mit Ihrem YouTube-Kanal „BuschiTV“ sind Sie sehr erfolgreich gestartet. Gibt es so etwas wie eine Gästeliste für die Zukunft? Auf wen können wir uns freuen?

FB: Ich werde mit Sicherheit mal etwas mit Nowitzki machen. An die ganz großen Sportlern ist es aber gar nicht so einfach ranzukommen, weil die Entourage um den Sportler herum natürlich immer erst einmal skeptisch ist und sich fragt, was denn der Buschi da mit unseren Sportlern macht. Ich hätte mit Sicherheit den Bastian Schweinsteiger sofort bekommen, wenn es allein nach dem Basti gegangen wäre. Aber da gibt es dann Kontrollinstanzen, die so etwas erst einmal verhindern. Ich weiß nicht, wovor diese Instanzen Angst haben, weil mir liegt nichts ferner, als meinen Gast da irgendwie zu verhohnepiepeln oder zu verunglimpfen.
Auf lange Sicht gesehen, werde ich nach Friedhelm Funkel auch mal Armin Veh, den ich spannend finde, aus dem Fußballbereich holen. Mit Peter Neururer, meinem alten Kumpel, werde ich auch einmal irgendetwas total Verrücktes machen. Und natürlich will ich auch aus anderen Sportarten immer wieder aktive Sportler heranholen. Wobei es mir da tatsächlich eigentlich weniger auf die Namen, als auf die Story ankommt. Die Folge mit einem ehemaligen schweizer Kriminellen, dem Thai-Boxer Zidov Akuma, ist zum Beispiel schon abgedreht. Der hat eine so spannende und fesselnde Geschichte und ich hoffe einfach, Leute auch mit solchen Themen gewinnen zu können.
Dass ich ganz schnell 100.000 Zuschauer bekomme, wenn ich etwas Verrücktes mit Schweinsteiger mache, ist eigentlich klar. Bei Zidov Akuma bin ich wahrscheinlich erst einmal nur bei 10.000. Aber genau das habe ich mir ja auf die Fahne geschrieben. Eben nicht das zu machen, was man überall im Fernsehen bekommt und eben nicht nur die berühmten Fußballer irgendwie in die Sendung zu bekommen.

SSUT: Nehmen wir mal an, Sie sind neutraler Zuschauer einer Sportübertragung. Wie muss Ihrer Meinung nach der perfekte Kommentator sein? Emotional wie Sie oder bevorzugen Sie eine eher ruhigere Übertragung?

FB: Auch bei der Frage muss ich mal mit einer Mär aufräumen: Es gibt nicht den perfekten Kommentator. Den gibt es einfach nicht. Das gilt auch für die bei den jüngeren Zuschauern momentan sicherlich angesagten Kommentatoren, wie zum Beispiel Wolff Fuss. Der ist mit seiner Art zu kommentieren – laut und emotional – sehr populär, aber natürlich auch nicht perfekt. Den idealen Kommentator gibt es einfach nicht. Mir persönlich gefallen auch manchmal eher ruhigere Kommentatoren sehr gut. Der entscheidende Punkt ist doch, dass es echt und authentisch sein muss. Es muss zur Person passen und das wichtigste ist, dass es zum Ereignis passen muss. Wenn ich im WM-Finale in der 90. Minute den 2:1-Siegtreffer für Deutschland gegen Spanien sehe, werde ich im Leben nicht sagen: „Und das ist der Titel. Deutschland ist Weltmeister.“ Dann hält es mich natürlich nicht mehr auf dem Stuhl, dann drehe ich durch. Wenn ich aber ein 0:0 zwischen dem VfL Bochum und Greuther Fürth sehe, kann ich nicht rümbrüllen, als ob es gerade um den Champions-League-Titel geht. Das ist doch entscheidend. Authentisch und dem Ereignis angemessen muss es sein. Es gibt den idealen Kommentator nicht. Im Übrigen: Wenn man hundert Leute nach dem Kommentator befragt, gibt es 127 Meinungen. Das ist doch alles Geschmackssache.

SSUT: Zum Schluss eines langen und wirklich sehr interessanten Interviews möchten wir eine Sache aber dennoch wissen: Was muss passieren, damit Frank Buschmann die Worte fehlen?

FB: (denkt nach). Ach, da gibt es schon Situationen. Es gibt viele kleine Beispiele im privaten Bereich, die ich jetzt hier nicht offenlegen will.
Aber es gibt solche Situationen natürlich auch im Sport. Wenn zum Beispiel ganz unvorhergesehene Dinge passieren, muss auch ich erst einmal schlucken. Ich kann mich erinnern, dass Deutschland bei der Basketball-EM 2001 in der Türkei gegen Griechenland ein Spiel gedreht hat, das eigentlich schon glasklar verloren war. Da hatte ich keinen Pfifferling mehr auf die Mannschaft gesetzt und bei der Schlusssirene hat es mir die Stimme verschlagen, weil ich zum einen fast geheult hätte und ich zum anderen auch einfach nicht mehr wusste, was ich sagen sollte. Wenn also solche Dinge passieren, fehlen auch mir mal die Worte. Ich weiß, das kann man sich kaum vorstellen, aber es passiert schon das ein oder andere Mal.

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