"Die Erwartungshaltung ist natürlich gestiegen"

Angelique Kerber geht als deutsche Nummer eins und größte deutsche Hoffnung in das letzte Grand-Slam-Turnier des Jahres. Was sich die 25-Jährige von den US Open verspricht und wie sie den (Fast-)Wimbledon-Erfolg von Sabine Lisicki erlebt hat, erzählte sie im Interview mit uns.

 

 

Spiel, Satz und Tor: Frau Kerber, es sind noch knapp vier Wochen, bis die US Open in New York beginnen. Sie sind im Moment bereits in den USA und spielen in Washington Ihr erstes Hartplatzturnier der Saison. Wie zufrieden sind bzw. waren Sie mit dem Turnierverlauf und Ihrem Spiel?

 

Angelique Kerber (25): Es war mein erstes Turnier nach einem längeren Trainings-Block nach Wimbledon und war sehr wichtig für mich, mich auf dem neuen Belag erst einmal zurechtzufinden. Allerdings wäre ich als Top-gesetzte Spielerin natürlich gerne etwas weiter gekommen.

SSUT: Vor zwei Jahren sind sie in New York als ungesetzte Spielerin bis ins Halbfinale gekommen, Mit der Halbfinalteilnahme in Wimbledon 2012 war das wohl Ihr bislang größter Erfolg. Könnte man sagen, dass Sie sich bei den US Open am wohlsten fühlen und was sind Ihre Ziele in diesem Jahr?

 

AK: Ich fühle mich schon sehr wohl hier, das stimmt. Es ist ein tolles Turnier. Das Ziel, eine konkrete Runde zu erreichen, habe ich mir nicht gesetzt. Ich möchte gutes Tennis spielen und Spaß haben, dann kommen gute Ergebnisse von alleine.

SSUT: Das Jahr 2012 haben Sie als Weltranglisten-Fünfte beendet und damit – zusammen mit Sabine Lisicki, Andrea Petkovic und Julia Görges – das aus deutscher Sicht über lange Zeit schwächelnde Damentennis wieder „salonfähig“ gemacht. Es ist allzu logisch, dass mit den Erfolgen auch der Erwartungsdruck gestiegen ist. Was merken Sie davon und wie wirkt sich der erhöhte Druck – und/oder die gesteigerte Aufmerksamkeit der Medien – auf Ihre Vorbereitung auf ein so großes Turnier wie die US Open aus?

 

AK: Na klar, die Erwartungshaltung ist natürlich gestiegen, was ja auch zu verstehen ist. Es ist aber natürlich auch etwas ganz anderes, wenn man in den meisten Matches die Favoritin ist. Damit musste ich mich erst einmal zurechtfinden, kann damit aber jetzt schon ganz gut umgehen. An meiner intensiven Vorbereitung ändert sich aber dadurch nichts.

SSUT: Nach der tollen letzten Saison, in der Sie in Paris und Kopenhagen Ihre ersten beiden Tourtitel gefeiert haben, läuft es auch in dieser Saison nicht schlecht. Im mexikanischen Monterrey standen Sie im Finale, bei den renommierten Turnieren in Indian Wells, Stuttgart und Sydney im Halbfinale. Dennoch sind Sie in der WTA-Rangliste auf den neunten Platz zurückgefallen. Wie fällt Ihre persönliche Saisonbilanz vor den US Open aus?

 

AK: Für mich war von Anfang an klar, dass es keine einfache Saison wird, da ich einiges zu bestätigen hatte. Natürlich wäre ich bei einigen Turnieren gerne etwas weiter gekommen, aber insgesamt kann ich mit meiner Saison bislang schon zufrieden sein.

SSUT: Das deutsche Damentennis boomt. Nicht zuletzt hat dazu der Siegeszug von Sabine Lisicki in Wimbledon beigetragen. Auch Sie standen in London schon im Halbfinale. Wie haben Sie vor wenigen Wochen den (Fast-)Triumph Lisickis erlebt und ist Tennis in einer solchen Situation eher ein Mannschaftssport oder doch Einzelsport – haben Sie sich mit Lisicki gefreut oder eher um Ihren Status als deutsche „Nummer Eins“ gefürchtet?

 

AK: Darauf sollte man gar nicht schauen. Fakt ist, dass sehr gute Ergebnisse von einer von uns die Aufmerksamkeit auf das deutsche Tennis lenken. Die Aufmerksamkeit ist jetzt größer als sie noch vor ein paar Jahren war und dazu hat auch Sabine mit ihrem tollen Ergebnis in Wimbledon beigetragen.

SSUT: Verlassen wir kurz das Damen-Tennis und schauen auf die Herren. Dort ist Roger Federer derzeit in aller Munde. Federer ist in einer großen Formkrise, schied zuletzt mehrfach gegen Spieler aus, deren Namen nur Insidern bekannt war. Die Stimmen, die Federer zum Rücktritt auffordern, werden von Woche zu Woche lauter. Was denken Sie darüber – verfolgen Sie die Entwicklung des Schweizers und glauben Sie, dass der Mythos Roger Federer langsam aber sicher untergeht oder kann sich Federer noch einmal „fangen“?

 

AK: Ich bekomme ich das mit. Aber ich bin zu weit von Roger entfernt, um das einschätzen zu können. Es steht aber außer Frage, dass Roger unmenschliches geleistet hat und das hat natürlich zur Folge, dass er hinterfragt wird, wenn es mal nicht so läuft.

SSUT: Für uns als eine Facebook-Nachrichtenseite ist es natürlich sehr interessant, wie gerade Spitzensportler mit dem Medium Facebook umgehen. Sie haben – wie viele Sportstars – eine eigene Seite und sind auch recht aktiv auf dieser zu Gange. Nach dem Wimbledon-Aus in diesem Jahr gegen Kaia Kanepi gab es einige sehr unschöne Kommentare von „Fans“ auf Ihrer Seite. Wie hat sich Ihr Verhältnis zu Facebook seit diesem „Shitstorm“, wie es von einigen großen Zeitungen bezeichnet wurde, geändert und welche Konsequenzen haben Sie daraus gezogen?

 

AK: Dazu möchte ich mich nicht mehr äußern, das ist für mich abgeschlossen.

SSUT: Wir bedanken uns, für die Zeit, die Sie sich für uns genommen haben, wünschen Ihnen für die US Open und die restliche Saison viel Erfolg.