"Ich kann immer grimmig schauen"

Knut Kircher gehört zu den besten und erfahrensten Schiedsrichtern, die der deutsche Fußball in dem noch jungen Jahrtausend erlebt hat. Im Februar wird er 47 Jahren und erreicht damit die Altersgrenze, weshalb er zum Saisonende aus dem Bundesliga-Kader ausscheidet. Am Rande des Beim Mercedes-Benz JuniorCup in Sindelfingen hatten wir die Gelegenheit, Kircher noch einmal zu sprechen. Aus Sindelfingen von Markus Schulze und Sebastian Koch

Spiel, Satz und Tor: Herr Kircher, Sie sind nicht nur in der Bundesliga ein Routinier sondern auch beim Mercedes-Benz JuniorCup in Sindelfingen schon seit vielen Jahren dabei. Wie gefällt es Ihnen in diesem Jahr?

 

Knut Kircher (46): Es macht wieder sehr viel Spaß. Die Stimmung auf den Rängen ist ausgezeichnet, auch wenn der Lokalmatador VfB Stuttgart nicht mehr ins Finale kommen kann. Wir haben sehr schöne und vor allem faire Spiele erlebt und deshalb habe ich mich einmal mehr gefreut, wieder dabei sein zu dürfen.

 

SSUT: Sie erreichen in diesem Jahr die Altersgrenze für Spitzenschiedsrichter ...

 

K.K.: (lacht).

 

SSUT: Welche Highlights sind Ihnen aus Ihrer langjährigen Turniererfahrung in Sindelfingen besonders in Erinnerung?

 

K.K.: Da gab es so viele schöne Momente, dass ich keinen besonders herausheben möchte. Letztendlich ist es toll, dass ich viele Gesichter, die ich hier beim Turnier gesehen habe, oft zwei oder drei Jahre auch in den Bundesligastadien wieder getroffen habe. Das ist schon eine tolle Geschichte und das Turnier gilt deshalb nicht umsonst als eines der besten weltweit in dieser Altersklasse.

 

SSUT: Wie ist das Pfeifen in der Halle? Ist es ein großer Unterschied im Vergleich zum großen Spielfeld draußen?

 

K.K.: Ja, natürlich ist das ein Unterschied. Die Spieler haben viel weniger Platz und eine Bande. Das gibt dem Spiel eine ganz andere Dynamik, einen anderen Charakter. Das Tempo ist, wenn auch nur zwei Mal neun Minuten gespielt wird, viel höher und für den Schiedsrichter sind die Spiele nicht unbedingt weniger anstrengend. Es gibt kein Abseits und auch keine Assistenten, auf die wir uns verlassen können. Es ist ein großer Unterschied zu draußen, aber gleichzeitig auch eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte.


Publikumsliebling in neutralem Trikot: Das Karriereende von Knut Kircher wird nicht nur Spielern und Trainern auffallen. Der Schwabe genießt auch in Fankreisen hohes Ansehen. 

 

Foto: Spiel, Satz und Tor


SSUT: Wir haben Sie eben noch einmal genau beobachten und finden, dass Sie locker und gelöst wirken...

 

K.K.: (lacht). Das ist schön. (lacht).

 

SSUT: Ja, wir haben Sie beim Autogrammeschreiben gesehen und wie Sie das eine oder andere Mal auch mit Kindern rumgealbert haben.

 

K.K.: Auch das macht Hallenturniere aus.

 

SSUT: Aber Sie können auch in der Halle ihren berühmt grimmigen Gesichtsausdruck auf dem Feld zeigen. Woher kommt denn der?

 

K.K.: (lacht). Der ist einfach authentisch. Wahrscheinlich kann ich abseits des Platzes auch so schauen - nur mache ich es sehr ungern. (lacht). Spaß beiseite: Wir Schiedsrichter dürfen auf dem Platz keine entscheidende Rolle spielen, müssen aber gleichzeitig klare Ansagen machen, wenn es nötig ist. Die müssen authentisch sein und können nicht in einem Lachkrampf enden. Das ist ja aber auch im normalen Leben so.

 

SSUT: Verspüren Sie vor Ihrem letzten halben Jahr im Profifußball schon ein bisschen Wehmut?

 

K.K.: Es ist die ganze Zeit schon Wehmut dabei. Im Sommer habe ich meinen letzten Sommerlehrgang absolviert, hier absolviere ich meinen letzten Mercedes-Benz JuniorCup, auch der letzte Winterlehrgang steht auf dem Programm und bald beginnt meine letzte Rückrunde. Es gibt jetzt bis zu meinem letzten Bundesligaspiel jetzt nur noch letzte Male. Natürlich ist da Wehmut dabei und ich werde wahrscheinlich auch die eine oder andere Träne verdrücken. Letztendlich schaue ich aber auf eine wahnsinnig tolle Zeit zurück.

 

SSUT: Wir bedanken uns für die Zeit und wünschen Ihnen eine schöne letzte Rückrunde. Viel Erfolg!



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