"Will mich in den Top100 etablieren"

(tr/seko). Spiel, Satz und Tor: Frau Pfizenmaier, Sie sind in der letzten Woche als topgesetzte Spielerin im türkischen Izmir auf Hartplatz ins Viertelfinale gekommen. In der Woche davor standen Sie in Donezk im Halbfinale. Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer bisherigen Vorbereitung auf die US Open?

 

Dinah Pfizenmaier (21): Im Großen und Ganzen bin ich mit der Vorbereitung schon zufrieden. Das letzte Match in Izmir war vom Spielerischen her zwar nicht so gut, aber der Erfolg in Donezk hat mir gut getan. Der kam auch relativ unerwartet. Ich war zwar auch da ziemlich hoch gesetzt, hatte mir aber persönlich nicht so viel ausgerechnet. Insgesamt bin ich mit der Vorbereitung zufrieden.

 

SSUT: Seit einer Woche stehen Sie erstmals in Ihrer Karriere in den Top100 der Welt. Mit 21 Jahren gehören Sie zu den jüngsten Spielern in dieser Rankingregion. Was können sich die deutschen Fans noch von Ihnen erwarten? Gerade jetzt, wo das Frauentennis in Deutschland so boomt, wie lange nicht mehr.

 

DP: Die Top100 waren eine kleine Hürde, auf die jeder Tennisprofi hinarbeitet. Das soll jetzt aber natürlich nicht das Ende der Fahnenstange sein, sondern war nur ein Etappenziel und es soll auf jeden Fall weiter nach oben gehen.    
Ich denke auch, die Fans können noch einiges von mir erwarten. Das wichtigste ist aber, dass sie mir Zeit geben, damit ich sie mir auch selbst geben kann. Mein Ziel in nächster Zeit ist daher zunächst einmal, mich in den Top100 zu etablieren, sodass ich bei den Australian Open im neuen Jahr auch gleich im Hauptfeld starten kann und mir die Qualifikation ersparen kann.
Außerdem möchte ich auch noch meine Entwicklung auf Hartplatz vorantreiben. Da ist noch viel Potential nach oben, zumal ich erst meine zweite Saison auf dem Belag spiele und eigentlich vom Sandplatz komme.

 

SSUT; Mit dem Sprung auf Weltranglistenplatz 98 haben Sie gleichzeitig auch den direkten Sprung ins Hauptfeld der US Open geschafft. Es werden Ihre ersten US Open sein und erst das dritte Grand-Slam-Turnier Ihrer Karriere. Mit welchen Zielen fliegen Sie nach New York?

 

DP: So große Ambitionen habe ich nicht, sondern freue mich erst einmal riesig darüber, dass ich überhaupt dabei bin. Ich bin das erste Mal bei so einem großen Turnier direkt für das Hauptfeld qualifiziert und würde, bevor ich mir irgendwelche Ziele setze, einfach gerne die Auslosung abwarten. Wenn ich gegen eine Top10-Spielerin spiele, wäre es vermessen zu sagen: „Mein Ziel ist es, die zu schlagen.“. In diesem Fall würde ich versuchen, meine Grenzen auszutesten, einfach Spaß zu haben und mich gut zu verkaufen. Sollte ich auf eine Spielerin aus meiner Ranglistenregion spielen, traue ich mir zu, die Erste Runde zu überstehen. Bei einem Grand Slam ist, denke ich, alles möglich…

 

SSUT:.…da kann man dann auch mal für Überraschungen sorgen.

 

DP:.…(lacht) Ja genau, das ist der Plan.

 

SSUT: Eine kleine Chance zum Aufsehenerregen haben Sie bei den French Open verpasst, als Sie gegen Agnieszka Radwanska gespielt haben. Sie haben sich in dem Spiel sehr teuer verkauft und nur knapp mit 3:6, 4:6 verloren. Überwiegt nach einem solch knappen Spiel gegen eine absolute Weltklassespielerin die Enttäuschung über die Niederlage oder der Stolz über eine doch sehr knappe Niederlage? Sie sind ja schließlich noch nicht einmal zwei Jahre auf der Tour.

 

DP: Direkt nach dem Match war ich total enttäuscht und frustriert. Zum einen habe ich gemerkt, dass ich nah dran war, sie zu schlagen. Dazu kommt, dass ich an diesem Tag noch nicht einmal mein bestes Tennis gespielt habe. Hätte ich besser gespielt, wäre das Match vielleicht zumindest in den dritten Satz gegangen. Das war schon enttäuschend.    
Auf der anderen Seite war ich traurig, weil für mich das Turnier vorbei war. Man kann die Stimmungen und die Emotionen, die man in zwei Grand-Slam-Wochen erlebt und die auf einen einströmen, gar nicht in Worte fassen. Die French Open waren für mich unbeschreiblich schön.   
Im Nachhinein bin ich aber stolz und zufrieden mit meinen Leistungen. Ich habe mich durch die Qualifikation gekämpft und bin erst in der Dritten Runde ausgeschieden. Schon ein paar Stunden nach dem Spiel war ich deshalb glücklich und stolz.

 

SSUT: Die nächste Saison wird sicherlich nicht einfach für Sie. Wer so viele Plätze in der Weltrangliste gutmacht, der muss dementsprechend auch viele Punkte verteidigen. Mit welchen Zielen werden Sie in die Saison 2014 gehen?

 

DP: Bis Ende 2013 habe ich – wie schon gesagt – das Ziel, mich in den Top100 zu etablieren, um bei den Australian Open direkt im Hauptfeld starten zu können. Durch die größeren Turniere, die ich 2014 spielen werde, ist es dann auch einfacher, die Punkte zu sammeln und entsprechend auch zu verteidigen. Ich werde versuchen, bis zu den French Open mehr WTA-Turniere einzustreuen, um dort Punkte zu holen und dann in Paris nicht den zusätzlichen Druck habe, so viele zu verteidigen.

 

SSUT: Mit größeren Erfolgen steigt natürlich auch der Mediendruck bzw. die Medienaufmerksamkeit. Können Sie sich mit dem gesteigerten Medieninteresse anfreunden oder bereiten Sie sich lieber in Ruhe auf Ihre Turniere vor?

 

DP: Was ich im Moment so miterlebe – ich kann das hauptsächlich von den French Open schildern, da das Medieninteresse dort am größten war – gefällt mir. Interviews zu geben oder auf Pressekonferenzen zu sein, macht riesigen Spaß. Ich kann nicht wirklich behaupten, dass es mich stört oder nervt, sondern es spornt mich sogar eher noch mehr an.

 

SSUT: Sie sind 21 Jahre jung und reisen nahezu wöchentlich von einem Land in das nächste. Dabei müssen Sie mit Sicherheit auch auf viele Sachen verzichten, die Gleichaltrige machen. Blicken Sie manchmal mit etwas Wehmut auf das Studenten-/Party-/Freizeitleben von Ihren Freunden oder Bekannten?

 

DP: (lacht) Wehmut habe ich keine. Ich schaue auch, oder versuche zumindest, dass ich eine ganz gute Mischung und etwas Abwechslung in mein Leben bekomme. Wenn ich Pause habe oder einfach mal ein Wochenende frei habe, unternehme ich mal etwas mit Freunden und gehe genauso auch mal feiern oder trinke mal ein Bier. Es hält sich dann aber in Grenzen und ich würde mich nie so völlig abschießen, dass ich am nächsten Tag nicht einmal mehr bis „Drei“ zählen kann (lacht). Aber ich versuche durchaus, auch meine Freizeit zu haben. Das muss sein, weil ich darauf nicht mein ganzen Jugend- oder Erwachsenenleben verzichten möchte. 

 

SSUT: Ja, das verstehe ich (lacht). Man muss ja auch mal etwas abschalten können…

 

DP:…ja, das gehört einfach dazu. Ich kann nicht am Wochenende, wenn ich mal freihabe, auch noch an Tennis denken. Ich glaube, dass würde langweilig werden und einen zermürben.

 

SSUT: Für uns als Facebook-Seite ist es natürlich auch sehr interessant, wie Spitzensportler mit dem Medium Facebook umgehen. Sie haben eine eigene Seite, die von Ihnen persönlich sehr aktiv betrieben wird. Müssen wir Fans befürchten, dass sich die „Aktivität“ mit wachsendem Erfolg einstellt oder bleiben Sie auch in Facebook am Ball?

 

DP: Das wird so bleiben. Egal, ob ich in der Weltrangliste in die Höhe schießen oder nochmal nach unten abfallen werde. Das ist wie ein Hobby für mich. Es ist meine Seite, die soll authentisch sein und auch so bleiben. Die Posts werden alle von mir persönlich geschrieben und es ist mir wichtig, dass ich meine Fans über die Seite auf dem Laufenden halte. Natürlich gibt es auch viele Anfeindungen, aber die, die zu mir halten, sollen mit Hilfe der Seite wissen, warum ich was mache.

 

SSUT: „Spiel, Satz und Tor“ befasst sich neben dem Tennis auch mit Fußball. Wie sehr interessieren Sie sich für Fußball und wie ist es um Ihre fußballerischen Qualitäten bestellt?

 

DP: Ich habe zwischen meinem fünften und sechzehnten Lebensjahr selbst Fußball gespielt. Erst zusammen mit Jungs und als ich das aus Altersgründen nicht mehr durfte in einer Mädchenmannschaft. Von daher denke ich, dass ich durchaus gegen den Ball treten kann und meine fußballerischen Qualitäten recht ordentlich sind.    
Interessiert bin ich nach wie vor am Fußball. Ich bin Bayern-Fan (lacht) und bin im Moment ganz gut drauf (lacht).

 

SSUT: Frau Pfizenmaier, wir bedanken für die Zeit, die Sie sich für uns genommen haben und wünschen Ihnen nicht für die anstehenden US Open alles Gute, sondern auch für die Zeit danach.